Sonntag, 19. Juli 2009

Wieda dahoam!

Jaja, wie immer das letzte Wort haben: die abschließenden Zeilen übernimmt die Klassenleiterin selbst... Der Blog ist ein Ergebnis von Schüler-Arbeiten und kann nur ein paar Eindrücke der letzten gemeinsamen Veranstaltung vermitteln: der Abschlussfahrt der M10b der Volksschule Ergolding nach Hamburg, von 13. bis 17. Juli 2009.



"Technische" Hinweise: rechts findet der geneigte Betrachter eine Diaschau vieler Fotos, die in einem Web-Album bei Picasa abgelegt sind. Wer dem von den SchülerInnen noch Bilder dazufügen möchte, meldet sich am besten per E-Mail unter sh70@gmx.net. Dann muk we dat, wie der Hamburger sagt. Der direkte Link zu diesem Webalbum ist auch hier anzuklicken. - Im Blog-Archiv darunter können die Beiträge auch tageweise abgefragt werden.

Und nun wünsche ich Euch noch ein bisserl was: Dass Euch das Wasser nie bis zum Hals steht. Dass Euch Sonne von oben und im Herzen begleitet, wie sie uns in Hamburg auch nie im Stich gelassen hat. Und: Dass Ihr in Eurem Leben allzeit einen sicheren Hafen habt, in dem Ihr daheim seid!

Ich bin verdammt stolz auf Euch! Und nun viel Spaß beim Lesen,
Sabine Herde

Donnerstag ist Hafen-Tag

Da stand als erstes der Hafenrundgang auf dem Programm. Zunächst fuhren wir mit der U-Bahn zum Rödingsmarkt, an der Ecke Deichstraße / Steintwiete trafen wir uns mit unserer Stadtführerin.



Sie zeigte uns zuerst den alten Hafen rund um die Speicherstadt, der heute allerdings nur noch als Touristenattraktion dient. Früher wurde hier allerhand Handel betrieben, übrigens nicht nur mit Fisch. Da der Hafen immer größer wurde und immer mehr Schiffe aus dem Ausland einfuhren, wurde er nach außerhalb der Stadtgrenzen verlegt.



Heute hat Hamburg nach Rotterdam den zweitgrößten Hafen Europas, und nach Shanghai & Co. den achtgrößten Hafen der Welt. Früher wurden alle Waren aus Afrika und Asien in der Speicherstadt gelagert, also zum Beispiel Gewürze, Seide usw. Mit der Zeit und der Container-Ware hat sich das jedoch geändert und heute wird die Speicherstadt vor allem für die Lagerung von Orientteppichen, Kaffee, Tee usw. genutzt. Außerdem diente die Speicherstadt als Kulisse für die Kinder-Krimi-Serie „Die Pfefferkörner“.



Natürlich sahen wir bei unserem Spaziergang auch das Hamburger Großprojekt, die Elbphilharmonie. Ursprünglich sollte der Bau 140 Millionen Euro kosten, mittlerweile sind über 300 Mio. verpulvert und bis zur Fertigstellung sollen es 500 Mio. werden. Momentan fehlt noch die große Glaskuppel, die einmal den Konzertsaal für 2000 Leute fassen soll. Bis zur Fertigstellung soll es übrigens noch ca. zehn Jahre dauern.

Nach einem Spaziergang durch das andere Bauvorhaben, die Hafen-City, bestiegen wir ein erstes Mal ein Schiff, das uns schon einen kleinen Vorgeschmack auf den Nachmittag geben sollte: einigen wurde gleich übel und schwindelig. Trotzdem hat es uns riesen Spaß gemacht. Vorletzte Station des Vormittags waren die Dock-Lands. Hätten wir bloß geahnt, dass wir dort über 130 Stufen müssen… endlich oben angekommen, hatten wir einen herrlichen Blick auf Hafen, Landungsbrücken und Skyline. Zurück ging’s leichter, weil abwärts. (Egzona)

Am Abend "mussten" wir logischerweise einmal mehr auf den Kiez. Abschied von der großen Stadt feiern. Die hatte es uns angetan, genauso wie Olivia Jones, dem Travestie-Original an der Reeperbahn, mit gleichnamiger Bar (leider erst ab 21), einem schicken Cabrio und einer überdimensionalen, orangefarbenen Federboa. So saßen wir denn einmal mehr bei fast mediterranen Mitternachts-Temperaturen inmitten von Harleys, Zuhältern, soliden Theaterbesuchern, kleinen und großen, guten und schlechten Künstlern, naja - und den Damen. Im Rotlicht-Milieu eben. (-she-)

Gruseln im "Hamburg Dungeon"

Am Dienstag Nachmittag waren wir in der Speicherstadt und schauten uns „Hamburg Dungeon“ an. In dieser Erlebniswelt geht es um die Hamburger Stadtgeschichte, die höchst gruselig dargestellt wird. Die einzelnen Räume sind unterschiedlich dekoriert, mit toten Menschen, Spinnen und Spiegeln, und beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Themen wie zum Beispiel dem großen Brand, der Pest, der Verfolgung des Piraten Störtebecker o. ä. Dorothee beispielsweise durfte einem Arzt bei der Pestbekämpfung assistieren.

Die Räume sind teils so dunkel, dass man nicht sieht, wohin man läuft, manchmal werden die Besucher erschreckt von Menschen, die aus Gittern springen. Oder Flo musste bei der Erzählung mitmachen, als es um die Inquisition ging: er wurde schließlich kastriert. Natürlich nur in der Geschichte. Die Wildwasser-Fahrt war eine Gondel, in die sechs Leute passten, und die im Kreis fuhr. Am Ende wurde immer eine mit einem Quietscheentchen erschreckt, das eigentlich eine Gummiratte war. Den Abschluss bildete eine Fahrt in die Hölle mit dem „Free Fall“. (Autor muss sich noch auten!)

Stadtrundgang statt U-Bahn-Tour

Soweit zum Motto des Dienstag Vormittag. „Ein leerer Magen ist sauer, ein voller Magen ist schlauer“, weiß jeder und deshalb stand haben wir am Dienstag erst einmal ordentlich gefrühstückt.

Nur leider waren wir gar nicht so schlau und dachten, dass heute Stadtrundfahrt sei. Nachdem aber kein Schiff da war, wo es sein sollte, merkten wir bzw. Frau Herde doch noch rechtzeitig was Sache ist. Es stand nämlich U-Bahn-Tour auf dem Programm. Und der Treffpunkt hier war eben nicht an den Landungsbrücken /Anleger 3, sondern an der Binnenalster /Anleger 3. Der Tourleiter war ein richtig komischer norddeutscher Kauz mit blonden Haaren und orangenem Bart, der sich irgendwie im Job geirrt hat. Er hätte besser Comedian werden sollen, denn er machte (fragwürdige) Witze am laufenden Band.



Dani erklärte dem Stadtführer, dass wir in der Jugendherberge „auf dem Stiftfang“ (richtig: Stintfang – wie der kleine gleichnamige Fisch) wohnen würden, worauf der Guide meinte, die Jungs sollten aufpassen, dass ihre Stifte nicht geklaut würden. Und grinste ziemlich gemein.



Naja, an Fakten erfuhren wir unter anderem, dass man das ursprüngliche Stadtgebiet in frühen Zeiten in 15-20 Minuten durchlaufen konnte, weil es nur ca. 1,2 km breit war. Heute liegt der Anleger-Treffpunkt an der Binnenalster ziemlich genau in der Stadtmitte – und in jede Richtung sind es ca. 20 km. Dann ging es weiter zum Rathaus. Davor hörten wir ziemlich viel über den großen Brand 1842. Und Fischi lernte endlich ganz nebenbei, dass der erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 gedauert hat. Wir andren wussten das natürlich. Das einzige große Gebäude, das die Bürger vor dem Feuer schützen konnten, war die Hamburger Börse. Heute ist sie noch immer Sitz der Hamburger Börsen, aber auch der Handelskammer Hamburg. Vom Ursprungsbau ist vor allem der mittlere Börsensaal erhalten. Die Börse war eigentlich schon 1558 gegründet und erst 1841 von der Trostbrücke an diesen Platz verlegt worden.

Was uns auffiel am Hamburger Rathaus ist die Tatsache, dass den Stadtvätern die Handwerker immer schon wichtiger waren als Kaiser oder Bischöfe (Fürsten gab es schon gleich gar nicht im Norden.), denn an der Rathaus-Fassade sind sie oberhalb vom Kaiser Karl dem Großen und dem Barbarossa platziert.

In der Mittagspause trieben wir uns in der Szene herum: im Schanzenviertel. Dort sahen wir zum ersten Mal die „Rote Flora“, was der Tourleiter als echtes kulturelles Highlight verkaufte. Wir waren uns da jedoch nicht ganz einig mit ihm. Ausgerechnet in unserer Mittagspause wurden hier „KIZ“ erwartet, die ihr neues Album („Sexismus gegen Rechts“) promoten wollten, und da sich dies die meisten, Stadtführer inklusive, nicht entgehen lassen wollten, wurde die Tour etwas vorzeitig abgebrochen. Leider kamen die Jungs von KIZ viel zu spät, erst als wir gegangen sind. (Yasmina & Co.)

Montag - Anreise und schon mitten im Leben

Puh, ultrafrüh aufstehen war angesagt, weil unser Bus um 6 Uhr ab der Volksschule Ergolding startete! Wohlweislich - denn dank zahlreicher Staus benötigten wir über elf Stunden für die Anfahrt zur "Jugendherberge auf dem Stintfang" in Hamburg, dem Ziel für unsere Abschlussfahrt, mit der wir uns von unserer gemeinsamen Schulzeit verabschieden.

Das übliche Chaos beim Zimmer beziehen, dann ab zum Abendbuffet und schon ging's nach... na???

Tja, was wissen wir über St. Pauli? Mittlerweile mehr als… naja. Beginnen wir mit dem FC St. Pauli 1910. Der Fußball-Traditionsclub wurde in dem betreffenden Jahr von Bürgern aus diesem Stadtteil gegründet. Bis vor einigen Jahren durfte man auch nur als St. Paulianer bei dem Club spielen. Der Verein hat in der Fußballszene Kultstatus als Kiez-Club (der mit dem Totenkopf). Momentan spielen sie in der zweiten Bundesliga.

In der Schmuckstraße in St. Pauli befand sich Anfang des 20. Jahrhunderts Chinatown in Mini.

In der so genannten „Chinesenaktion“ der Hamburger Gestapo wurden am 13. Mai 1944 etwa 120 bis 130 chinesische Männer verhaftet und im Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert und misshandelt. Eine Gruppe dieser chinesischen Männer wurde dann ohne Prozess und ohne Urteil in das Arbeitserziehungslager "Langer Morgen" im Hafengebiet eingewiesen. Bei Zwangsarbeit im Hafen und bei der Trümmerräumung sowie durch die Misshandlungen durch das Wachpersonal kamen mindestens 17 von ihnen ums Leben.

Uns hat allerdings weniger die Geschichte als das Vergnügungsviertel St. Pauli interessiert… in dessen zentraler Lage die Reeperbahn nun mal liegt. Ansonsten besteht die Reeperbahn im wesentlichen aus drei Straßen wie z. B. David-, Peter- und Herbertstraße (Besonderheit: nur männliche Erwachsene dürfen sie betreten, damit die Ehefrauen ihre Männer dort nicht finden).

Die Reeperbahn liegt nahe am Hafen, da schon zu früher Zeit reiche Handels- und Seeleute hier zum sexuellen Verkehr gelockt werden sollten. Die Prostituierten stehen auch heute noch schon sehr früh auf jeweils einer Straßenseite und quatschen einsame Männer an. In der Regel gehören zu einem Zuhälter ca. 3 Damen, nicht mehr, damit sich der Zuhälter auch richtig um die Damen kümmern kann (wenn ein Freier nicht zahlen will oder Schlägereien drohen). Ca. 50 % der Einnahmen müssen die Prostituierten bei ihrem Freier abgeben, den Rest dürfen sie behalten, da sie mittlerweile ja auch Steuern zahlen müssen. Übrigens: ab 30 Euro kann man auf dem Kiez seinen Spaß haben (sagt man. Grins.), das sind allerdings nur Lock-Angebote (heißt es ebenfalls.)

Auf den Hans-Albers-Platz hat es uns immer wieder gezogen… der Ausblick! Leider konnten wir Frau Herde nicht wirklich von dessen Qualitäten überzeugen. (Flo & Co.)